»History«

Carnival of Dreams wurde 1995 von Daniel Trautwein und Jens Gräbedünkel gegründet. Daniel war zu dieser Zeit Keyboarder und Songwriter der Gothic-Formation „Tatmotiv Angst“, um deren Management ich mich kümmerte. Wir hatten bereits einige Stücke für diese Band zusammen gemacht und wussten daher, dass wir musikalisch gesehen sehr gut zusammenarbeiten konnten. Daniel konnte sich bei „Tatmotiv Angst“ nicht voll entfalten und ich hatte noch einige Songs und Texte, die nicht zu dieser Band passten. Dies war die Geburtsstunde von Carnival of Dreams.

Als wir für die Produktion unseres ersten Albums "The awakening of long forgotten feelings" ins Sonic Art Studio nach Bad Laer gingen, fanden wir dort optimale Produktionsbedingungen vor und ließen uns bei der Auswahl der Sounds inspirieren und beraten, ohne unsere Eigenständigkeit zu verlieren. Bei der Umsetzung unserer Vorstellungen halfen uns zwei wundervolle Gastmusiker. Eric Burton, der charismatische Frontmann von "Catastrophe Ballet" und L.Patricia Nigiani (ex-"Project Pitchfork", "Aurora Sutra") wirkten bei verschiedenen Songs mit und verliehen diesen dadurch eine einmalige Ausdruckskraft.

Die Veröffentlichung unseres ersten Albums „The wakening of long forgotten feelings“ erfolgte 1997 bei Ausfahrt Rec./EFA und stellte einen ersten Achtungserfolg, getragen durch sehr positive Resonanzen/Reviews in einschlägigen Szenemagazinen und Fanzines und die Lizensierung des Songs "Dimension behind the sun" für den "Goth-Paradise"-Sampler dar.

Ebenfalls im Jahr 1997 machte ich die Bekanntschaft von "Yello"-Mitbegründer Carlos Peron, welcher unsere weitere Entwicklung einschneidend prägen sollte.

Im Oktober 1998 nahmen wir, abermals im Sonic Art Studio, diesmal jedoch in Begleitung von Carlos als Executive Producer, einige neue Songs auf. Da unser damaliges Label, Ausfahrt Rec., von dem Material nicht überzeugt war und es nicht veröffentlichen wollte, hatten wir zwar einige, unserer Meinung nach aussichtsreiche, Songs aufgenommen, waren jedoch ohne Plattenvertrag. Die folgenden Monate waren frustrierend. Da Carlos zu dieser Zeit, gemeinsam mit dem Gründer und ehemaligen Inhaber von Strange Ways-Records, Lothar Gärtner, gerade ein neues Label gründete, veröffentlichten wir im Oktober 1999 die Maxi-CD "Dreidimensional" bei "Himmelpforten"/Indigo.

"Dreidimensional" schoss unmittelbar nach der Veröffentlichung in die TOP 20 der DAC-Charts. Es folgten positive Pressereaktionen, diverse Radioeinsätze und ein Fernsehauftritt in Berlin. - Nun machten wir jedoch einen folgenschweren Fehler.

Um die sehr hohen Erwartungen an unser folgendes Album namens „Labyrinth“ nicht zu enttäuschen, arbeiteten wir ganze drei Jahre daran und bei dessen Veröffentlichung im Jahr 2002 hatte uns das schnelllebige Musikbusiness bereits vergessen. Zu dieser Zeit wurde Carnival of Dreams auch wieder zum Duo. Es gab menschliche und musikalische Differenzen mit Carlos, die uns unüberbrückbar schienen. Mittlerweile haben wir wieder ein freundschaftliches Verhältnis.

Ende 2003 veröffentlichten wir dann eine in Eigenregie entstandene/produzierte EP mit dem Titel „Schwerelos“, um thematische und inhaltliche Themen, insbesondere aus der „Dreidimensional“-Trilogie, abzuschließen.

Seit Januar 2004 haben wir dann an „My heart so white“ gearbeitet. Wir kamen damals auf den Vorschlag und die Vermittlung von Lothar Gärtner hin und zu Beginn der Aufnahmen auch in seiner Begleitung im Januar 2004 ins „Alienstyle“ Studio von Rolf Kirschbaum nach Bremen.

Ich hatte Rolf zwar während des Besuches eines Joachim Witt-Konzertes im Jahr 1999 bereits gesehen, jedoch damals weder mit ihm gesprochen, noch erwartet, dass er sich an mich erinnern könnte. Wir waren während der Aufnahmen zu unserer „Dreidimensional“-Single von Carlos Peron zu einem Joachim Witt-Konzert ins „Altro Mundo“ nach Hannover mitgenommen worden. An diesem Abend sahen wir Rolf zum ersten Mal, der neben seinen Gitarren-Parts zur „Bayreuth 1“ auch Peters Gesangsparts zu „Die Flut“ übernahm. Er war in beidem absolut großartig und ich vermutete, dass er aus diesem Grund sicher in anderen Sphären zu Hause war. Zu unserer Erleichterung jedoch, fanden wir in ihm nicht nur einen hervorragenden vor Ideen sprühenden Produzenten und einmaligen Gitarristen, der unsere Musik in ungeahnter Weise bereichern sollte, sondern auch einen Menschen, der unsere Intuition absolut nachempfinden konnte und uns enorm zu motivieren verstand. Er ist irgendwie ein mystischer Typ, wie ein Schamane, der nicht vieler Worte bedarf und es dennoch versteht die richtige Atmosphäre herbeizuzaubern, derer es unbedingt bedarf, um Tiefe und Intensität entfalten zu können. Bestimmt war unser Rohmaterial, unsere Demo-Songs, die wir ins Studio mitbrachten, durchaus von gewissem Potential durchsetzt. Ich meine die Songs, die Melodien, die Grundarrangements waren natürlich schon fertig.
Ein Produzent kann die Musik nicht erschaffen, aber er muss irgendwie wie ein Bildhauer arbeiten. Es kommt darauf an, dass er in einem rohen Steinbrocken schon die fertige Statue sehen kann und dann ganz behutsam daran geht, die entsprechenden feingliedrigen Züge freizulegen. In jedem Fall konnten wir Rolf Kirchbaum zusätzlich überzeugen einige Gitarrenparts beizusteuern und merkten mit einem Mal, dass es noch so vieles geben könnte, dass wir uns für unsere Musik schon immer gewünscht hatten, jedoch mit unseren Mitteln bisher nie so umsetzen konnten.

Nachdem Rolf durch sein Gitarrenspiel unsere Musik akustisch deutlich verändert hatte, passte das elektronische Drum nicht mehr zum Gesamteindruck und der Einsatz eines „realen“ Drummers trat auf den Plan. Da Rolf uns sagte, dass er Achim Färber (u.a. „Project Pitchfork“) kannte, wir von einer Beteiligung seinerseits schwer beeindruckt waren und ihm unsere Musik gefiel, sagte er spontan zu und gab den Songs eine erfrischende Dynamik. Achim ist an seinem Instrument sehr kreativ und ein absoluter Profi. Wir sind sehr froh und dankbar darüber, dass wir ihn, sicherlich einen der besten Drummer des Landes, für unser Album gewinnen konnten.

Zu guter Letzt sollte dann noch ein weiterer genialer Gastmusiker mitwirken. Hier war es so, dass ich nach dem Einsingen von „Turn around“ nicht zufrieden war, da der Song nicht die Intensität und den Ausdruck entfaltete, den ich mir, insbesondere inhaltlich, gewünscht hätte. Trotz diverser Versuche konnte ich mit meiner Stimme nicht die Stimmung erzeugen, die wir uns vorstellten. Die Frage nach unserer Wunschbesetzung für einen diesbezüglichen Gastgesang war schnell beantwortet. Sven Friedrich von „Zeraphine“ besitzt eine der großartigsten Stimmen der Szene und da wir Ihn von früher persönlich kannten - unsere erste CD wurde im selben Studio wie das „Estrangement“-Album der Dreadful Shadows aufgenommen und „Tatmotiv Angst“ hatte Live auch schon mit den Shadows gespielt - wussten wir, dass es hier auch menschlich passen könnte. Wir kontaktierten ihn und da ihm der Song gefiel, sagte auch er spontan zu und verlieh „Turn around“ eine Atmosphäre, die alle Erwartungen übertraf. Wir sind wirklich superstolz, dass wir mit ihm arbeiten konnten.

Auch bei der Covergestaltung erfüllte uns Lothar einen lang gehegten Wunsch. Friedel Muders, der nicht nur für unzählige wirklich große Acts das Coverdesign übernahm, sondern hierfür bei den Guano Apes sogar einen Echo bekam, übertraf all unsere Erwartungen und verlieh unserem „Baby“ ein passendes „Gewand“. Er hat uns in den letzten schweren Wochen vor der Veröffentlichung des Albums auf sehr selbstlose Weise unterstützt und hierfür möchten wir ihm von ganzem Herzen danken.

Wie ihr schon wisst, ist am 04.12.2006 unser Freund und Labelchef Lothar Gärtner gestorben. Ohne ihn, seinen Enthusiasmus und seinen tiefen Glauben an unsere Musik hätten wir „My heart so white“ nie vollenden können.

Wir möchten ihm dieses Album widmen!


Jens Gräbedünkel & Daniel Trautwein